Was ist Selbstmitleid?
Wenn wir glauben, das Leben sei uns gegenüber ungerecht, dann empfinden wir Selbstmitleid.
Menschen, die sich selbst bemitleiden, fragen sich immer wieder »warum musste mir das nur passieren«. Sie sind Opfer der Umstände, anderer Menschen, Institutionen und generell vom Leben benachteiligt.
Selbstmitleid: Jammern und Rechtfertigen
Wer sich selbst bemitleidet, der beklagt sich gerne über verpasste Chancen, missglückte Versuche und auch tragische Ereignisse.
Danach folgt das Rechtfertigen ihrer negativen Emotionen: »Ich bin wütend, weil dieses und jenes geschehen ist. Ich habe das Recht, andere zu hassen, weil sie mich verletzt und gekränkt haben. Ich darf vom Leben enttäuscht sein, weil in der Vergangenheit etwas geschah. Das Leben ist ungerecht. Gott ist an allem schuld.«
»Wie ein Zwei-Komponenten-Kleber halten das Jammern und Rechtfertigen der negativen Emotionen einen Menschen fest, das Leben zu kreieren, das man sich im Grunde wünscht.«
Auf der Stelle treten
Wenn du dich in einem Bereich deines Lebens selbst bemitleidest, dann trittst du auf der Stelle. Frage dich deshalb, was du unternimmst, dass es dir besser geht? Menschen, die Selbstmitleid empfinden, suchen nämlich selten nach einer Lösung.
Auch wenn es hart klingen mag, so sind doch viele Menschen in ihr Problem bereits verliebt und haben daraus eine Art Identität kreiert. Dieses Ego-Konzept gibt ihnen Halt im Leben, Wichtigkeit und Anerkennung. Sie sagen: »ich bin ein Opfer« und bekommen dafür auch Anerkennung. Doch ist das die Wahrheit? Und ist es erstrebenswert sich die Anerkennung im Mitleid zu suchen?
Was passiert im Selbstmitleid?
Leichtfertig, unbewusst und willentlich rufen sich Menschen die unliebsamen Ereignisse wieder und wieder ins Gedächtnis. Dabei übersehen sie all die schönen Blumen am Wegesrand ihres Lebens.
Wichtige Fragen
Hinter allem, was wir tun, steckt ein Motiv, ein Gewinn und eine Absicht. Frage dich jetzt, was du möglicherweise durch Selbstmitleid erreichen möchtest? Was habe ich davon, dass ich nach keiner Lösung suche? Welchen Nutzen habe ich, dass ich an meinem Problem festhalte?
Selbstmitleid als Sport
Im Jammern und Rechtfertigen berauben sich Menschen selbst ihres Glücks. Stehen einige zusammen, versucht einer den anderen an Geschichten zu übertrumpfen. Als ginge es um eine Art Sport sucht man nach Gelegenheiten, wo einem das Schicksal übel mitspielte..
Genauso wie man Muskeln trainiert, kann man auch das Unglücklich-sein üben.
Alles entsteht in einem ersten Gedanken und einer ersten Tat und alles, was wir wiederholen, wird zu einer Gewohnheit. Stärker und dicker werden die Neuronen-Verbindungen, wie Datenautobahnen im Gehirn, bis jemand gar nicht mehr anders kann als die Welt düster zu sehen und voller Verbitterung dreinzublicken.
Sich vom Selbstmitleid heilen
Der erste Schritt zur Heilung lautet deshalb die Dankbarkeit zu entwickeln. Frage und beantworte, wofür du dankbar sein kannst. Was schenkt und gibt dir das Leben? Was bekommst du täglich vom Leben und was gibst du dem Leben zurück?
Vielleicht glaubst du, das Leben sei unfair, doch ist das die Wahrheit? Solltest du wirklich zu dem Schluss kommen, du seist in irgendeinem Bereich deines Lebens benachteiligt worden, wäre das Grund genug, es ab heute dabei zu belassen?
Ich glaube, das Leben ist Entwicklung und jeder kann sein Leben verbessern. Beginne heute, dein Leben zu verbessern. Leiden, jammern und klagen verbessern nichts, sondern vergrößern nur das Elend.
Ja, das Leben scheint manchmal wirklich gemein und ungerecht zu sein. Doch erhebe dich und sei größer als dein Problem.
Was würdest du an seiner Stelle tun?
Stell dir bitte einen Menschen vor, der mit seinem Fahrrad eine Tour unternimmt und viele schöne Plätze besuchen möchte. Vielleicht ist es eine Art Pilgerreise, die dieser Menschen unternimmt. Nach einigen Wochen, werden ihm mehrfach die Reifen zerstochen und später sogar sein Fahrrad gestohlen. Wie soll sich dieser Mensch verhalten? Meinst du, er sollte seine Reise abbrechen? Sollte er sich in den Zug nach Hause setzen, jammern, zu Fuß weitergehen, ein neues Fahrrad kaufen, selbst zum Dieb werden, die Menschen hassen oder sollte er eine andere Reiseroute wählen? Was würdest du tun?
Fasse es in einem Satz zusammen
Gleichgültig, was an dir nagt, bitte versuche es einmal in einem Satz zusammenzufassen. Für die meisten Menschen ist das recht schwierig und ein Großteil wird aufgeben, denn es ist ja nur ein Artikel, den man liest. Doch ist das wirklich nur ein Bericht oder zeigt das Aufgeben eine Geisteshaltung.
Ich glaube, es gibt keine »irgendwelchen« Artikel, sondern nur das Leben, auf das man eben antwortet. So sagte einer meiner geistigen Lehrer:
»Ob der ganze Reis gekocht ist, erkennst su an einem einzigen Korn.«
Wie du dein Leben verändern kannst
Vor vielen Jahren kam ein junger Mann, der mit folgender Überzeugung zu einem meiner Seminare: »Mein Vater war ein Säufer. Das Schwein verprügelte mich, während meine Mutter feige zusah.«
Nach zwei Kursen hatte sich seine Wahrnehmung der Vergangenheit, seine subjektiven Erfahrungen und seine Sprache verändert. Heute meint er über seine Eltern: »Mein Vater war Alkohol-krank und lies seine Aggression an mir aus. Meine Mutter war unfähig mich zu beschützen.«
Zwischen beiden Aussagen liegen Welten, obwohl sie doch die gleichen Erfahrungen beschreiben.
Dass der Vater alkoholkrank und gewalttätig, sowie seine Mutter untätig war, sind Tatsachen. Alles andere nenne ich in diesem Fall subjektives Beiwerk.
Unsere Sprache verändert sich, sobald wir unser Denken ändern, denn Worte sind kondensierte Gedanken. Dein ganzes Leben wird sich verändern, wenn du einen neuen Standpunkt einnimmst.
Wenn du dein Leiden verlängern möchtest,
dann ist Selbstmitleid der sicherste Weg Neben dem Jammern und sich über längst Vergangene Ereignisse zu beklagen folgt das Rechtfertigen der destruktiven Emotionen und der anhaltenden Lebenskrise. Man erklärt das Warum und zementiert das Recht auf Verlust.
Was im Leben abwärts und was aufwärts führt
Aus zwei Gründen sind das Jammern und Rechtfertigen der destruktiven Emotionen eine Spirale die Abwärts führt Die einzigen Menschen, die sich für Jammern, Klagen und Selbstmitleid interessieren, sind ebenfalls mental gestrandete, die sich verbünden und in den Singsang einstimmen, wie schlecht doch alles ist.
Glückliche, materiell oder spirituell erfolgreiche Menschen hingegen nehmen Reißaus, denn es zieht Energie all dem zuzuhören. Das Ergebnis der Gespräche sich selbst bemitleidender Menschen ist wenig erbauend. Bildlich gesprochen geht ihre Reise ins Nirgendwo. Manche haben keinerlei Ziele, außer ihre Zuhörerschaft mit in den Abgrund zu zerren.
Egal wie lange du schon einen Weg gegangen bist. Wenn es der Falsche ist, dann kehre um.
Negativen Menschen bejahend zuzuhören, wird dir wenig helfen, außer du willst einen Club der Leidenden gründen. Dem gegenüber steht eine aufrichtige Selbsthilfegruppe. Sie unterscheidet sich durch ein Programm zur Heilung.
Wenn dir das Leben eines auf den Deckel gibt, dann schlage nicht noch oben drauf.
Selbstkritik ist wie eine Wand und Mauer, die Menschen um ihr Herz errichten. So können sie nicht hinaus und andere können nicht hinein. Menschen die sich viel kritisieren, entbehren der Herzenswärme: der Barmherzigkeit. Diese entgegengesetzte Kälte wirkt auf andere abstoßend.
Der wahre Alpha-Frau und der echte Alpha-Mann sind warmherzig und milde. Diese herausragende Qualität, sich um andere zu sorgen, zu kümmern und mitfühlend zu sein findet sich in wenigen Persönlichkeiten, doch wenn wir sie entdecken, fühlen wir uns sicher und in unserem Stamm aufgehoben.
Regiere dein Leben – deine Welt – nicht mit Angst, wie es nur manche Diktatoren tun. Deine innere Familie und dein inneres Kind dürfen wissen, dass du liebevoll und mitfühlend bist.
Vom Mitleid zum Mitgefühl
Mitgefühl ist das Empfinden, dass jemand leidet. Man versteht, dass das Leben die Angewohnheit hat uns Probleme zu servieren, damit wir wachsen. Eine Lebenskrise ist nicht angenehm, doch wir alle sitzen im gleichen Boot. »Ich fühle mit dir, doch ich leide nicht.«
Mitfühlend und ohne Erwartung ist man anwesend und reicht die Hand.
Ganz leicht kannst du dein eigenes Selbstmitleid mit einem einzigen Satz auflösen. Sage: »ich bin verantwortlich.«
Wenn dir jemand die Vorfahrt nimmt, dann trägst du keine Schuld, doch du bist verantwortlich, wie du reagierst. Du kannst dich über darüber beklagen, anderen die Laune verderben, auf den Missetäter wütend sein oder danken, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Du kannst den Menschen sogar segnen und dir vorstellen, wie er mit seiner hochschwangeren Freundin ins Krankenhaus fährt.
Bei jedem Problem sind wir beteiligt, sonst wäre es nicht unser Problem. Wir sind immer am Leben beteiligt und es ist unsere Verantwortung, was wir daraus machen: ob wir uns der Evolution unseres Bewusstseins voranschreiten, auf der Stelle treten oder uns sogar zurück entwickeln.
Stell dir jemanden vor, der ins Wasser gefallen ist und um Hilfe schreit, doch statt sich in ein Boot zu retten, darauf besteht im Wasser zu bleiben und mehr oder weniger wild um sich zu schlagen.
Von der Familie ausgeschlossen – ja und?
In einem Seminar saßen von zehn Teilnehmern fünf vergewaltigte Frauen. Andrea und ich schluckten und beteten, dass sich alles gut entwickeln werde. Eine der Damen hatte die Erlebnisse ihrer Kindheit verarbeitet und ihrem mittlerweile an Demenz erkrankten Vater für seine Misshandlungen vergeben.
Dies hatte allerdings zur Folge, dass man sie aus der Familie ausgeschlossen hatte. Ihre Schwestern, die das gleiche Schicksal erlitten, aber nicht erlöst hatten, konnten es nicht ertragen, dass es ihr gut ging. Selbst die Mutter hatte sich abgewendet, weil sie sich alle in der Tiefe ihres Herzens schämten. Eine Schwester war Drogen-abhängig und die andere lebte in einer von Gewalt und Alkohol geprägten co-abhängigen Beziehung.
Das war für unsere Teilnehmerin kein einfacher Weg zu verstehen. Statt die gräulichen Erlebnisse ihrer Kindheit wie eine Leiche künstlich am Leben zu erhalten, hatte sie sich entschlossen, erstens Verantwortung für ihr Glück und Leben zu übernehmen und zweitens das Thema zu heilen.
Nach dieser Reise zu sich selbst, der Heilung ihres inneren Kindes und der Heilung ihres Herzens, konnte sie einen Ort für all jene eröffnen, die ihre Hilfe wollten. Mit der Kraft der Liebe machte sie aus dem, was sie erlebt hatte, ein Geschenk an die Welt.
Welche Verantwortung, wenn man misshandelt wurde?
Wenn du in deiner Kindheit misshandelt wurdest, dann bist du nicht dafür verantwortlich, was dir geschehen ist, doch wie du jetzt als Erwachsener damit umgehst.
Du bist für dein Leben im Hier und Jetzt verantwortlich. Du bist immer vom Leben geliebt und kannst alles mit deiner Liebe transformieren. Vielleicht nicht allein, doch das Leben schickt Hilfe.
Eine andere versteckte Variante von Selbstmitleid ist es, sich selbst die Schuld zu geben. Man sagt dann: »Wie konnte ich nur so dumm sein? Warum habe ich nicht aufgepasst? Wie konnte ich nur mit diesem Menschen einlassen?«
Bleib‘ nicht bei Schuldgefühlen stehen, denn sie werden dich von innen auffressen. Das kannst du loslassen. Lerne all das loszulassen und in Vergebung. Das wird dir deinen Seelenfrieden zurückgeben. Wende dich der Welt zu und tue Gutes.
Wenn wir anderen verzeihen und vergeben können, dann dürfen wir es auch mit uns tun.
Statt uns selbst und dem Leben mit Kritik zu begegnen, anstelle uns selbst die Schuld für irgendetwas im Leben zu geben, dürfen wir gnädig sein.
Das Leben ist Heilung und Vergebung. Wenn wir uns in den Finger schneiden, aktiviert das Leben sofort alle Selbstheilungskräfte in uns, die wir Immunsystem nennen, um die Wunde zu verschließen.
Das Leben heilt, solange wir eine Verletzung nicht immer wieder und wieder aufkratzen. So kannst du eine körperliche Verletzung offen halten und damit Viren und Bakterien einladen oder eine seelische Wunde an der Heilung hindern, indem du immer wieder über das Leid sprichst.
Mit jedem Wort und mit jedem Gedanken kreieren wir unsere Zukunft. Wohin möchtest du? Was möchtest du erleben? Diese Entscheidung zu treffen und Klarheit im Leben zu entwickeln, liegt in deiner Verantwortung.
Antworte auf dein Leben mit Selbst-Mitgefühl. Genauso, wie wir mitfühlend – statt mitleidend – mit anderen sind, so dürfen wir auch uns selbst gegenüber verhalten. Halte jetzt inne und schaue mit mildem Auge auf dich. Schaue auf dein inneres Kind und sage ihr / ihm, dass du es liebst.
In unserer »noch« Leistungs-orientierten Gesellschaft existiert das ungesunde Grundrauschen aus Selbstkritik, Unzufriedenheit mit sich selbst bis hin zur Selbstbestrafung. All diese Selbstsabotageprogramme und inneren Fesseln, die dich vom Glück abhalten und an der Selbst-Liebe hindern, darfst du gerne entlassen.
Wie du Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein entwickelst
In jenem Moment da du deine Eigen-Kritik loslässt und mitfühlend wirst, werden wie von selbst auch Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein in dein Leben fließen. Selbstbewusstsein bedeutet, dass du dich wertschätzt und respektierst. Was ist also Kritik? Was sind Schuld und der Wunsch zu leiden?
Selbstvertrauen ist das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, und Selbstbewusstsein entwickelt man, wenn man weiß, dass man okay ist. Menschen die sich kritisieren, das heißt nicht lieben, haben folglich mangelndes Selbstbewusstsein.
Verständlicherweise kannst du ein tolles Image haben und trotzdem voller Ängste und Zweifel sein. Wenn du sich hingegen zu einhundert Prozent liebst, respektierst und wertschätzt, dann bist du auch selbstbewusst: du bis dir deiner Selbst bewusst.
Der Schlüssel zum Selbstbewusstsein gründet in deiner Fähigkeit, dich ohne Wenn und Aber anzunehmen.
Was hältst du von folgenden beiden Sätzen:
- Ich liebe dich, aber …
- Ich liebe dich, wenn …
Es sind Bedingungen, doch die Liebe stellt keine. Diese beiden Sätze stellen einen Handel dar und sind Ego-zentriert. Niemand will das hören, weshalb du jetzt jegliche Selbstkritik entlassen darfst.
Ein Kind, das sich verletzt hat und von seinen Eltern ignoriert wird, fühlt sich zweifach ungeliebt. Zum einen ist das Leben unfair und zum anderen die Eltern. Es mag denken: »Ich bin allein, unwürdig und fähig. Etwas ist nicht okay mit mir, denn alle, auch Gott lehnen mich ab.«
Lass dieses Kind nicht allein, liebe Leserin und lieber Leser. Nimm dein eigenes inneres Kind in den Arm und tröste es. Warte nicht auf irgendein Wunder von Außen, sondern sei selbst das Wunder. Indem du dir selbst vergibst und jegliche Kritik entlässt, wirst du dein eigener Retter.
Das ist der Weg auf dem wir uns befinden und das Ziel auf das wir zusteuern: uns selbst und jedem annehmen, wo er gerade steht und mitfühlend sind für das was gerade ist.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen ein reiches Leben